Wie angekündigt, kommt hier die Teil zwei zum Beitrag von letzer Woche. Viel Spaß beim Lesen!
Einen erneuten Versuch online zu proben machten wir im vergangenen Januar, nachdem wir wegen der geltenden Beschränkungen schon zwei Monate lang nicht zu dritt geprobt hatten.
Max hatte sich zwischenzeitlich ein spezielles Interface zugelegt, mit dem man Gitarre und Mikrofon gleichzeitig und in einer besseren Qualität (weniger Latenz) hören kann.
Und ich war voller Zuversicht, weil ich das Ganze ja immerhin schon einmal zum Laufen gebracht hatte 💪. Mein Optimismus wurde allerdings schon bald eingebremst. Schließlich war die vorherige Erfahrung mit Jamkazam schon viele Monate her und, da ich zwischenzeitlich einen neuen Rechner bekommen habe, musste ich mir das Programm erst einmal neu herunterladen und fing wieder bei Null an. Beim Einbinden des Mischpults kamen Erinnerungen an die ersten Versuche dieser Art hoch. Obwohl ich mir die damaligen Settings abfotografiert hatte, klappte es nicht. Ich hätte in die Luft gehen können!
🤬
Immerhin funktionierte jetzt aber der Supportbereich des Anbieters! - Im vorherigen Jahr erschien nämlich immer der berühmte Fehler 404, wenn man die Supportseite aufrief. Ich durchforstete also das Portal auf der Suche nach Hilfe bei der Einrichtung. Alles auf Englisch, versteht sich. Dabei stieß ich u.a. auf eine Übersicht, die besagte, dass die meisten Dienste nun kostenpflichtig seien. Kostenlos war die Benutzung lediglich noch für 1 Stunde pro Woche und nicht mehr als 4 Stunden pro Monat. Schöner Mist! Aus der ersten Erfahrung mit Jamkazam wusste ich, dass das quasi nichts ist. Bis man sich erst einmal eingeloggt und eine Session eingerichtet hat, vergeht ja schon Zeit. Da ist eine Stunde schnell rum.
Andererseits hatten wir - aufgrund der technischen Unzulänglichkeiten vom Erstversuch im Hinterkopf - keine Lust dafür Geld auszugeben. Dieser Satz mit x war also nix!
Auf der Suche nach einer Alternative fanden wir Jamulus ansprechend. Hörte sich von der Beschreibung ähnlich an wie Jamkazam, das wollten wir nun probieren. Jamulus wurde von einem deutschen Musiker programmiert, um nach dem Schulabschluss weiterhin mit seiner Band proben zu können, trotz der unterschiedlichen Studienorte der Bandmitglieder. Es handelt sich um Open Source – also frei verfügbare – Software.
Max und ich starteten einen Test. Stephan sollte mit dazukommen, wenn dieser klappte. (Um es gleich vorwegzunehmen: der Fall trat nicht ein. - Aber von Anfang an:)
Für mich bedeutete das: eine weitere Technik-Drama-Episode 🤦. Wieder investierte ich etliche Abendstunden für die Einrichtung, bzw. Hilfesuche im Web. In den einschlägigen Erfahrungsberichten las ich höchstens von Latenzproblemen, wenn man zusammen spielte. Aber so weit musste ich erst mal kommen. Obwohl die Programmoberfläche vergleichsweise übersichtlich ist, besteht auch hier die Gefahr durch falsches Häkchen-setzen oder verkehrte Kombination von Auswahlkriterien nicht zum gewünschten Ziel zu kommen.
Mein Erfolg trat stufenweise ein. - Um es abzukürzen:
erster Abend: nichts ging.
Zweiter Abend: juhuu, ich höre was.
Dritter Abend: man hört mich jetzt auch. Puh! 😜
Die Idee hinter Jamulus ist – wie bei Jamkazam im Grunde auch – sich mit IRGENDWELCHEN anderen Musikern zu verbinden und Musik zu machen, also zu jammen (Hinweis: ausführlichere Details zum Vergleich beider Apps stehen ganz am Ende des Artikels). Das passiert, indem man sich mit öffentlichen Servern verbindet, die in Jamulus – aufsteigend nach Latenz-, also Verzögerungszeit – gelistet sind. Dort „trifft“ man dann (virtuell) andere Musiker, mit denen man jammen kann. Möchte man – wie wir – als feste Band ungestört üben, ist es sinnvoll einen eigenen Server einzurichten, der für andere nicht sichtbar ist. Das gelang uns jedoch nicht, weshalb Max und ich das Vorhaben nach zwei Proben wieder aufgaben.
Wer sich mit dem Thema beschäftigt, findet das Web voll mit (Forums-)Beiträgen von Leuten mit hilfreichen Tipps für Plattformen dieser Art. Allerdings auch mit Problemen, mit denen Anwender konfrontiert sind.
Mein Fazit: es ist nicht trivial das technische Setup hinzubekommen und dann noch ein zufriedenstellendes Ergebnis beim Musikmachen selber zu erreichen. Auf jeden Fall muss man bereit sein sich einzuarbeiten und sich mit den Details zu beschäftigen. „Mal eben so“ funktioniert das Ganze nach meiner Erfahrung zumindest nicht.
Abschließend noch zwei nette Eindrücke von Jamulus: beim Herumprobieren und Austesten verband ich mich – nur als Zuhörer, d.h. gemutet – auf unterschiedliche Server, auf denen sich schon andere Musiker zusammengefunden hatten. Dabei landete ich einmal auf dem Server „Fette Hupe“ (keine Ahnung, wer sich solche Namen ausdenkt 😃), wo zehn oder sogar mehr Musiker mit den unterschiedlichsten Instrumenten Joe Cocker‘s Unchain my heart spielten, und das so gut und groovig, dass ich mir den Titel bis zum Ende anhörte. War richtig cool!
Das andere Mal interessierte mich, wie lange die angebotene Server-Liste in Jamulus wohl ist und ich scrollte seitenweise ganz nach unten, wo ich dann einen Server in Australien fand, auf dem drei Personen eingewählt waren. (Interessant: da es bei uns etwa 21 Uhr war, muss es dort frühmorgens gewesen sein!) Diese ganz am Ende stehenden Serververbindungen haben die höchste Latenz (nachvollziehbar, da weit weg) und es wäre daher sinnlos mit Leuten von dort Musik zu machen. Aber ich war ja nur neugierig, verband mich – wieder gemutet – und hörte drei Männer englisch sprechen, die sich wunderten, dass sich da eine ‚Claudia from Germany‘ dazugesellt hatte, hihi. Sie sprachen mich freundlich mit „hello“ an, aber ich blieb stumm. Woraufhin sie beschlossen ihr nächstes Stück zu üben. Da trennte ich mich dann ganz schnell, denn sie sangen mit Opernstimmen … 😅! Auf jeden Fall fand ich es sehr lustig auf diese Weise mit dem anderen Ende der Welt Kontakt aufzunehmen. Und es kann sicherlich bereichernd sein sich mit wildfremden Menschen zusammenzufinden und Musik zu machen. Musik ist schließlich eine Sprache, die jeder versteht. 🎶
Max hat den Unterschied zwischen Jamkazam und Jamulus hier sehr anschaulich beschrieben (vielleicht eine Entscheidungshilfe für diejenigen, die in Erwägung ziehen die genannten Programme selber auszuprobieren).
Jamkazam: virtueller Proberaum, den ich so einstellen kann, dass man entweder als Band/ Ensemble unter sich ist oder ihn Zuhörern und Mitmusikern öffentlich zur Verfügung stellen kann. Vergleich in der Realität: ich habe einen Proberaum, den ich absperren kann. Und ich entscheide, ob ich in diesen Zuhörer und andere Musiker hineinlasse.
Jamulus: auf den öffentlichen Servern kann sich jeder anmelden. Wenn man als Band/ Ensemble unter sich sein möchte, muss man andere stumm schalten. Vergleich in der Realität: mein Proberaum kann nicht abgesperrt werden. Es kommen und gehen ständig Leute, die musizieren wollen. Wenn mich das stört, setze ich einen Kopfhörer auf und höre nur meine Freunde. 😉
So, nun wisst ihr Bescheid, warum die Option Online-Probe für uns leider nicht zum gewünschten Ziel geführt hat. Somit bleibt nichts außer durchzuhalten, bis wir uns alle wieder echt und in Farbe treffen dürfen 🙂🙂🙂 Auf hoffentlich ganz bald, Claudia
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